synoptic storytelling in a multidirectional Vienna setzt die von Friedemann Derschmidt entwickelte Methode der “Synoptischen Portraits” in Szene und evaluiert diese bezüglich ihrer Potentiale dahingehend, wie wir Geschichts- und Erinnerungspolitik in der diversen Migrationsgesellschaft Wiens verstehen, lernen und lehren. Ausgehend von spezifischen Beispielen mehrsprachiger und transgenerationeller, videobasierter Erinnerungserzählungen soll gezeigt werden, wie künstlerische Potentiale dafür dienen können Erinnerungskonkurrenzen dadurch entgegen zu wirken, dass die je eigenen, diversen, globalen und lokalen Dimensionen von Identitäten und ihren Geschichten herausgearbeitet und spezifisch miteinander in Verbindung gebracht werden.
Das Projekt operationalisiert die auf Diskursanalysen des künstlerisch-diskursiven Felds beruhenden Konzepte von multidirectional Memory (Rothberg 2009) und Postmemory (Hirsch 2002), indem untersucht wird, wie sich unterschiedliche miteinander auch in Konflikt stehende Erinnerungserzählungen und Familiengedächtnisse durch die Subjektpositionen der je Erzählenden ziehen. Das was sich bei Rothberg 2009 als externalisierte konfliktbeladene und doch verbindbare Gruppendiskurse zeigt, wird in der Anordnung des synoptischen Portraits in die je einzelnen Erzählungen von einer:m Sprecher:in eingelagert. Damit schlagen wir eine Methode künstlerischer Zeigepraxis vor, die ermöglicht, die Dezentrierung des Subjekts sichtbar zu machen mit dem Ziel, das nicht-identitäre des geschichtspolitischen Moments herausarbeiten zu können.
Die auf synoptischen Portraits basierten Videoinstallationen in Museen- und Bildungseinrichtungen sollen ästhetischen Möglichkeitsräume schaffen, um kognitive Dissonanz (Festinger 1957) nicht nur im gefühlt “Fremden” sondern auch im “Eigenen” wahrnehmbar zu machen. Im besten Fall wäre zu zeigen, wie sehr das Bedrohliche des Anderen einer eigenen falschen Projektion entspringt (Horkheimer, Adorno 1969). Das Wahrnehmen von Differenz im Wiener Stadtraum wird damit als Chance gesehen, auch die eigenen Fremdheitsanteile zu integrieren und Solidarisierungsprozesse in Gang zu setzen. Diese Ausgangsthesen werden durch partizipative Forschung mit Besucher:innen unserer geplanten Ausstellungen und in Schulklassen geprüft und weiterentwickelt.